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Offene See

Benjamin Myers - Übersetzt von Ulrike Wasel, Klaus Timmermann

England 1946, Robert hat die Schule hinter sich gebracht und der Krieg ist vorbei. “Obwohl der Kampf zu Ende war, tobte er immer noch in den Männern und Frauen, die ihn mit sich nach Hause genommen hatten”.

Robert verlässt seine Stadt, wo ein Arbeitsleben im Bergwerk für ihn vorgesehen ist, um die Natur zu erkunden und am Meer zu sein.

Offene See
Autor
Benjamin Myers - Übersetzt von Ulrike Wasel, Klaus Timmermann
Seiten
267
Verlag
Dumont
Veröffentlicht
Juli 2021
€ 12,-

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Silke
Müller

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Der junge Mann wünscht sich Freiheit und Abenteuer, weiß aber noch nicht wie diese aussehen sollen.

Benjamin Myers nimmt uns mit auf eine intensive Reise durch die Natur. Robert wandert durch Wiesen und Täler, arbeitet tageweise auf Bauernhöfen, schläft in Scheunen oder unter freiem Himmel. Die Naturbeschreibungen sind atemberaubend schön und lassen uns so sehr eintauchen in das Licht, die Gerüche und Geräusche einer Sommerwiese, dass wir Sekunden nach dem Lesen noch den Geruch von frischem Gras in der Nase haben.

Als Robert eine Hütte entdeckt, die zu einem Cottage gehört verändert sich sein Leben.

Im Cottage wohnt Dulcie: Eine große, freundliche Frau, die anders ist als alle Menschen, die der 16jährige bisher kennt. Sie ist weltgewandt, ein genussvoll, gebildet und humorvoll.

Das beste jedoch ist: Sie sieht mehr in Robert, als den Sohn eines Bergmanns, dessen Weg vorgezeichnet ist.

Dulcie lädt ihn zum Hummeressen ein und er trinkt zum ersten Mal in seinem Leben Wein.

Aus diesem ersten Abend wird ein Sommer, in dem Robert viel arbeitet, täglich im Meer schwimmt, die kleine Hütte in Stand setzt und: Gedichte liest.

“Du brauchst Gedichte, mit denen du etwas anfangen kannst.”

“Ich glaube, die gibt´s nicht.”

“Mein lieber Junge, selbstverständlich gibt´s die. Selbstverständlich. Du kannst mir glauben, alles, was du je gefühlt hast, wurde vor dir schon von einem anderen menschlichen Wesen gefühlt. … Darum geht es in der Lyrik. ...

Durch Dichtung vermittelt uns die Menschheit, dass wir nicht völlig allein auf der Welt sind. … Dichtung ist eine Trittleiter zwischen den Jahrhunderten, vom antiken Griechenland zu morgen Nachmittag. Dein Problem ist, dass dir die reinen Poeten, die den Kopf und das Herz ansprechen, einfach noch nicht nahegebracht worden sind. Die Meister. Aber zu deinem Glück hast du an der richtigen Stelle dein Lager aufgeschlagen.”

Dulcie versorgt Robert mit Büchern, die er abends in der kleinen Hütte immer und immer wieder liest.

Als er beginnt das Innere der Hütte zu renovieren, entdeckt er ein Manuskript:

“Für Dulcie”

“Die Honigschleuderin”

Wer hat in dieser Hütte gearbeitet und diese Gedichte geschrieben? Und warum liegt das Manuskript vergessen in einem Koffer, wo es doch der Besitzerin des Cottages gewidmet ist.

Robert liest die Gedichte und beginnt zu verstehen.

Mit “Offene See” habe ich den Favoriten für dieses Frühjahr gefunden. Manchmal gibt es vielleicht ein bisschen zuviel glückliche Fügung, doch das tut dem Lesegenuss keinerlei Abbruch.

Großartig sind die Naturbeschreibungen, witzig und geistreich die Dialoge und das Essen vorzüglich. Wie gerne würde ich Dulcie kennenlernen!


Silke
Müller

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