Ursprünglich war ihr Interesse an Pavel Vodak, dem tschechischen Psychiater und Protagonist des Buches, rein fachlicher Natur. Bis sie heraus fand, dass ihre beste Freundin die Tochter eben dieses Mannes und im Besitz seiner fast 1000 Seiten umfassenden Aufzeichnungen war.
Aus Gesprächen mit ihrer Freundin und der Lektüre der Aufzeichnungen entstand „Das hungrige Krokodil“, ein großartiges Zeitzeugnis vom Einmarsch der Deutschen in der Tschechoslowakei bis zum Fall der Grenzen zwischen Ost und West.
Das Buch beginnt am Vorabend der Reise nach Jugoslawien mit Frau, Tochter und Schwiegermutter. Getarnt als normale Pauschalreise ist sie der Beginn ihrer Flucht in den Westen, nach Deutschland. Als Leser sehen wir mit Vodaks Augen und fühlen mit seinem Herzen. Und so nehmen wir Anteil an seinen Ängsten und Zweifeln, seiner Entschlossenheit, seiner damals zwölfjährigen Tochter Paula eine Zukunft in Freiheit zu ermöglichen. Vodak ist seit seinem Engagement im Prager Frühling unter Beobachtung und in ständiger Gefahr verhaftet zu werden.
In Rückblicken erzählt Sandra Brökel entscheidende Momente im Leben Vodaks. Durch ihren Erzählstil ermöglicht sie uns ganz unmittelbare Einblicke in Gefühle und Gedanken. Mit Pavel Vodak, dem Arzt und Psychiater, der sich für seine tschechische Heimat mehr Freiheit und Demokratie erhoffte, erleben wir einen Teil der Geschichte des 20. Jahrhunderts ganz direkt.
Sprachlich großartig und durch den Zugang zu Vodaks eigenen Aufzeichnungen authentisch gelingt Sandra Brökel ein wunderbares Buch über einen interessanten Menschen in schwierigen Zeiten.
So begeistert ich von diesem Buch bin, freue ich mich ganz besonders, dass Sandra Brökel zusammen mit ihrem Verleger Günther Butkus nächsten Februar unser Gast beim Bücherfrühstück sein wird. Gelegenheit zu Fragen und Gesprächen in gemütlicher Frühstücksrunde bei uns in der Buchhandlung!
Ursula Lewis
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