„Sie zielt. Mit zusammengekniffenen Augen fixiert sie den mageren hellgrauen Rücken des Mannes, der drei Reihen vor ihr regungslos wie ein Ölgötze gegen den Fahnenmast lehnt. Der hat jetzt genug geschlafen, beschließt sie. Ein kurzer Blick auf den Großvater, der mit geschlossenen Augen Sonne und Fahrtwind genießt. Das ist gut. Mit leisem Zischen katapultiert die Zwille ihre hart gekaute Papierkugel direkt ins Ziel. Aber nichts passiert. Der Mann zuckt nicht mal.“ So beginnt „Die schwarze Fee“ auf einem Ausflugsdampfer auf dem Müggelsee. Sie ahnen es sicher, der Mann kann nicht mehr reagieren, er ist tot. Kein Blut, keine Verletzung, einfach tot. Kurze Zeit später wird in einem Bus ebenfalls ein toter Mann gefunden. Zwei mysteriöse Todesfälle für Ariel Spiro. Zwei Tote, die niemand kennt und niemand vermisst.
Kerstin Ehmer entführt ihre Leser wieder in ein pulsierendes Berlin, voller Leben, Kunst und Kultur. Aber auch voller Elend, Armut, Krankheit. Treffen der Sozialisten, der Anarchisten, der Nationalsozialisten und dazwischen russische Emigranten, die vor den Greueln der Revolution geflüchtet sind und von einem „anderen“ Russland träumen.
Mit viel Detailwissen über Berlin und die Zeit zwischen den Kriegen ist Kerstin Ehmer wieder ein wunderbarer, literarischer Krimi gelungen. Spannend, Geschichte und Personen sehr gut und glaubhaft beschrieben. Unbedingt lesen!
Kommentare