Jahrelang habe ich
mich dagegen gesträubt dieses Buch zu lesen; völlig zu Recht wird
Carolin Emcke schließlich als „eine der wichtigsten
Intellektuellen der Gegenwart“ bezeichnet – und ich habe
ernsthaft daran gezweifelt, alles zu verstehen, was sie schreibt. Aus
aktuellen Anlässen habe ich mir das Buch jetzt doch endlich zu
Gemüte geführt… und ich bin begeistert.
Alles, was ich je zu denken begonnen habe, formuliert Carolin Emcke in wenigen, klaren Sätzen zu einem verständlichen Argument. Was bei mir nur als vager Halbgedanke umherschwirrt (wenn überhaupt), ist bei ihr eine kohärenter Satz mit Erklärung, Begründung und Beleg.
Bei jedem zweiten Satz möchte ich mir einen Textmarker greifen oder gleich einen Pinsel, um meine Zimmerwand mit Weisheit zu bemalen.
Ich übertreibe, aber mein Argument bleibt das selbe: dieses Buch hat mir geholfen, mich meiner eigenen Meinung zu versichern, meinen eigenen Standpunkt zu festigen. Ich finde wir leben in einer Zeit, in der man sich solchen Büchern nicht verschließen kann; im Gegenteil, eigentlich sind wir sogar in der Pflicht, uns zu Themen wie Rassismus, Sexismus, Homophobie… (die Liste ist leider endlos) zu informieren, und zwar tiefgehend zu informieren. Damit wir mit Fakten argumentieren können statt mit Empörung (wobei ein gewisser Grad an Empörung sehr wohl angebracht ist und auch beim Lesen nicht ausbleibt).
Meine Angst, mich
während oder nach der Lektüre dieses Buches dümmer zu fühlen, war
absolut unberechtigt. Im Gegenteil, ich fühle mich bestens
vorbereitet auf die nächste Diskussion, die bestimmt kommen wird.
Im selben Zuge
genauso zu empfehlen sind zum Beispiel folgende Titel:
Exit racism von Tupoka Ogette
Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten von Alice Hasters Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe rede von Reni Eddo-Lodge
Sprache und Sein von Kübra Gümüsay
Barracoon von Zora Neal Hurston
Underground Railroad und Nickel Boys von Colson Whitehead
Die Straße von Ann Petry
The Hate U Give von Angie Thomas
Wie Du mich siehst von Tahereh Mafi
(Besprechung von Svenja Schaller)
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