Man könnte ihn „zurückgeblieben“ nennen, oder
einfach nur „anders“. Als er klein war, wollte seine Mutter ihn
in eine besondere Schule in Reykavik schicken, aber sein Großvater
hat das verhindert. Hat ihm stattdessen beigebracht zu jagen und zu
fischen, wie man sich in Notsituationen verhält und wie man
Gammelhai macht - eine isländische Spezialität, die ich lieber
nicht probieren möchte – und er hatte immer eine Lösung, wenn es
ein Problem gab.
Inzwischen lebt Kalman alleine im Haus seines Großvaters, der im Altersheim wohnt und Kalman nicht mehr erkennt. Im Alltag kommt er zurecht, die meisten Menschen gehen behutsam mit ihm um und geben ihm das Gefühl, gebraucht und geachtet zu werden. Er ist der „Sheriff“ von Raufarhövn, wenn er mit seinem Sheriffstern und Cowboyhut – den einzigen Dingen, die er von seinem amerikanischen Vater hat – durch den Ort läuft.
Als er auf einem seiner Jagdzüge auf eine Blutlache im Neuschnee stößt, ist sein ruhiges Leben vorbei. Plötzlich steht er im Mittelpunkt der Ermittlungen. Denn gleichzeitig ist der Besitzer des einzigen Hotels in Raufarhövn verschwunden. Hat Kalman etwas damit zu tun, oder war es ein Eisbär, der aus Grönland nach Island geschwommen ist?
Wir verfolgen die Geschichte durch Kalmans Augen. Da gibt es oft Lücken in der Erinnerung, Umwege im Denken und überraschende Sprünge. Lebenskluge und manchmal philosophische Gedanken. Kalman ist ein Mensch, der in keine Schublade passt. Aber muss er das denn?
Ein Buch voller eisiger Weite, Warmherzigkeit und Humor und unbedingt lesenswert!
Übrigens: Im Internet gibt es ein Tagebuch des Autors über seine Recherche-Reisen. joachimschmidt.ch/index.php/reiseblog-raufarhoefn/ - sehr zu empfehlen, nicht nur wegen der Fotos!
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