Der Bauer, von dem das Getreide kommt, die Bäuerin, die die Milch gemolken hat, die Familie, die die Erdbeeren für ihre Marmelade gepflückt hat. Im Handumdrehen ist ihre ganze Wohnung voll mit Menschen aus aller Welt: Holzfäller, Weberinnen, Tischler, die Dinge in Ihrer Wohnung hergestellt, verpackt und transportiert haben. Sie geht ins Bad wäscht sich das Gesicht und möchte sich ein neues T-shirt anziehen, doch sie wagt es nicht, sich vorzustellen, was in ihrem Kleiderschrank los sein muss. „Ich zog mir ein frisches T-Shirt an und sah nach, was in meinem Kleiderschrank los war.“
Im Prolog zeichnet Müller-Hellmann ein sehr starkes Bild, das uns vor Augen führt, was in der heutigen globalisierten Welt der Modeindustrie gang und gäbe ist: Alles. was wir besitzen, wurde von einem Menschen hergestellt, den wir nie kennen lernen werden, von dem wir nicht wissen was er denkt, was er sich von seinem Leben erhofft oder wie er sich fühlt. Müller-Hellmann macht sich auf den Weg, das herauszufinden. Sie wählt zehn ihrer Lieblingskleidungsstücke heraus und versucht, den Hersteller und die dahinter stehende Person ausfindig zu machen. So lernt sie die Näherin ihrer Fleecejacke, den Textilveredler ihrer Unterhose und die Spinnerin des Garns ihrer Wandersocken kennen. Ihre Reise führt sie nach Bangladesch, Vietnam, Portugal, Thüringen und China.
In Form von Tagebucheinträgen schildert sie ihre Reisen und die vielen Steine, die ihr bis zu ihrem Ziel in den Weg gelegt werden, denn es braucht Beharrlichkeit um die Herkunft eines Kleidungsstückes herauszufinden, das um die ganze Welt gereist ist. Die Firmen scheinen nicht immer erpicht darauf zu sein, ihre Herstellungskette offen zu legen. Dieser Prozess wird durch ihren E-Mail-Verkehr mit den Unternehmen verdeutlicht.
Leute machen Kleider ist eine Reise durch die globale Textilproduktion, eine weltweit vernetzte, gigantische Industrie. Doch die Autorin erzählt vorrangig die Geschichte der Menschen, die Kleidung für die ganze Welt herstellen und die Menschen die sie tragen niemals kennen lernen werden.
gelesen von Katharina Pischedda
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