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1919 - Das Jahr der Frauen

Unda Hörner

Im kommenden Jahr 2019 jährt sich die Einführung des aktiven und passiven Wahlrechts für Frauen zum 100. Mal. Viele Frauen nahmen damals das hart umkämpfte Recht wahr und gingen an die Wahlurnen.

1919
Autor
Unda Hörner
Seiten
248
Verlag
ebersbach & simon
Veröffentlicht
2018
€ 22,-

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Mareike
Schneider

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Tatsächlich zogen 37 Frauen ins erste demokratische Parlament Deutschlands ein.

Marie Juchacz hält als SPD-Abgeordnete die erste Rede einer Frau im Parlament und eröffnet diese mit den Worten: „Sehr geehrte Herren UND Damen …“

Auch das ist im Jahr 1919 eine Sensation. Als im November 1918 die Deutschen kapitulieren und der Kaiser ins niederländische Exil entschwindet steht ganz Europa Kopf. Deutschland wagt den Schritt in die Demokratie. Unda Hörner nimmt uns in ihrem Buch mit auf einen literarischen Streifzug durch diese aufregende Jahr.

In 12 Kapiteln erzählt sie episodenhaft, was die Welt bewegte und wie Frauen die Welt veränderten. Anhand von Tagebucheintragungen und Briefen, die sie mit in den Text einbaut bekommt der Leser einen guten Einblick in die Gedankenwelt der Protagonist*innen.

Den Anfang macht im Januar die Verfolgung und Ermordung der vermeintlichen Spartakisten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Sehr anschaulich berichtet Hörner über den Hergang der Verhaftung.

Erst viele Monate später, im Mai 1919, findet man den Leichnam der berühmten Freiheitskämpferin. Die Suche nach ihr wird immer mal wieder in Zeitungsartikeln und Notizen anderer Frauen erwähnt. Z.B. von Käthe Kollwitz, die sich über das Ausmaß der rohen Gewalt im Umgang mit Rosa Luxemburg sorgt.

Auch die Künstlerin Käthe Kollwitz erlebt im Jahr 1919 einen Höhepunkt ihrer Karriere. Sie wird als erste Frau in den Vorsitz der Akademie der Künste berufen, verbunden mit einer Professur. Dank ihrer umfangreichen Tagebucheintragungen verfolgen wir ihre Gedanken durch das ganze Jahr. So vermerkt sie im Sommer des Jahres, als die Friedensverhandlungen in Versailles zum Ende kommen und das gesamte Ausmaß der Reparationskosten, die Deutschland zu tragen hat klar wird, dass diese Beschlüsse das deutsche Volk nur mehr spalten werden. Die sozial Schwachen werden immer ärmer und die Unruhen immer stärker werden. Wie recht sie damit behalten wird, zeigt sich bereits wenige Jahre später.

Hitler hält im Herbst 1919 seine erste öffentliche Rede. Die damals schon berühmte Frauenrechtlerin Anita Augspurg findet, dass man diesem Eporkömmling das Wort verbieten sollte und ihn des Landes verwiesen müsste. Doch nicht nur politische Ereignisse finden hier Erwähnung.

Coco Chanel erhält die Konzession ihr berühmtes Chanel No. 5 verkaufen zu dürfen. Marie Curie, bereits zweimal mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, hält ihre erste Vorlesung an der Sorbonne.In Berlin eröffnet die erste reformpädagogische Schule nach dem Vorbild der italienischen Lehrerin Maria Montessori. Alma Mahler-Gropius, spätere Mahler-Werfel treibt gestandene Mannsbilder in den Liebeswahnsinn.

Alles in allem geht es recht turbulent zu in diesem Jahr der Umbrüche. Ich war während des Lesens ständig versucht, das Internet zu Hintergrundetails zu befragen. Das Buch kommt gänzlich ohne Bilder aus, für die Autorin zunächst unvorstellbar. Doch Verlegerin Brigitte Ebersbach überzeugte sie schließlich, dass man die nicht braucht. Tatsächlich erzählt Hörner so plastisch, dass man sich sehr gut eigene Bilder machen kann.

Eine tolle Ergänzung zum Buch ist der literarische Frauenkalender 2019. Auch hier geht es um die Frauen von 1919 und die Hälfte der Texte stammen von Unda Hörner. Die andere Hälfte steuert die Verlagsgründerin Brigitte Ebersbach bei. Der Kalender steht in der Tradition altbekannter Literaturkalender. Etwas größer als DinA4 mit einem Blatt pro Woche. Zu sehen sind ausgewählte Bilder der Frauen von damals und jeweils eine biographische Episode oder ein Zitat der gezeigten.



Mareike
Schneider

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