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Leinsee

Anne Reinecke

Ein jeder wünscht sich ein liebendes Elternhaus. Doch was passiert, wenn die Liebe zwischen den Eltern so groß ist, dass es dort keinen Platz mehr für das eigene Kind gibt?
So ergeht es Karl.

Leinsee
Autor
Anne Reinecke
Seiten
361
Verlag
Diogenes
Veröffentlicht
2018
€ € 13,-

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Mareike
Schneider

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Die Liebe zwischen seinen Eltern ist beinahe schon magisch. Der Vater August ist diesseits der Alpen geboren, die Mutter Ada jenseits, am selben Tag. Sie begegnen sich während des Kunststudiums und es ist sofort allen klar, hier ticken zwei Herzen im selben Takt. Sie gehen eine symbiotische Liebes- und Arbeitsbeziehung ein und werden DAS Glamourpaar der Avantgard.


Sie kaufen eine Villa mit direktem Zugang zum Leinsee, auch das gemeinsame Atelier befindet sich auf diesem Grundstück. Der Sohn, ein Kind der Liebe, ist ihnen aber nur im Weg. Sie stecken ihn in ein Internat, um ihm den Medienrummel, der um die Eltern gemacht wird, zu ersparen. Möchten ihm eine freie Kindheit und Entfaltung gewähren.
Doch Karl leidet sehr unter dem nun gar nicht mehr stattfindenden Rummel um seine Person. Schon bald werden die Besuche der Eltern weniger und die Geburtstagsgrüße immer kürzer.
Karl kann sich dennoch nicht lossagen und so wird auch er Künstler. Er gilt als der Shootingstar Star der Szene – allerdings unter Pseudonym, damit ihn keiner mit seinen Eltern in Verbindung bringt.

Eine große Einzelausstellung in Berlin steht in den Startlöchern, als ihn ein Anruf ereilt, der ihn umgehend nach Hause zurück zu kehren zwingt. Der Vater hat sich erhängt, als die Mutter einen tödlichen Hirntumor diagnostiziert bekommt.
Karl wird mit einem Schlag in sein altes Leben katapultiert und ist gezwungen sich damit auseinanderzusetzen.


Er kommt nach Leinsee, verfällt direkt in alte Gewohnheiten, organisiert die Beerdigung des Vaters nach dessen genaustens hinterlassenen Anweisungen. Er besucht die frisch operierte Mutter in der Klinik, die wie durch ein Wunder den schweren Eingriff überlebt. Allerdings nicht unbeschadet, ihr Gedächtnis hinterlässt große Lücken. In ihrem Sohn sieht sie den geliebten Ehemann. Karl, der sich der neu gewonnenen Zuneigung nicht entziehen kann, spielt mit.
Ihm droht der Boden unter den Füßen zu entgleiten und immer mehr zieht er sich in seine Blase zurück. Einzig das Mädchen aus der Nachbarschaft scheint er zu bemerken und sie ihn. Diese nämlich nähert sich ihm auf ihre ganz eigene Weise.
Es ist sofort klar, dass diese Konstellation zum Scheitern verurteilt ist, gebannt wartet man als Leser auf den großen Knall. Die Atmosphäre des Buches erinnert an einen dieser heißen Sommertage, an denen der Asphalt flimmert. Ebenso benommen und berauscht liest man Seite für Seite.


Anne Reinecke ist ein packender Roman gelungen, der Lust auf mehr von dieser Sorte macht. Ihre Sprache ist klar, ihre Bilder sind stimmig ohne jemals kitschig zu sein.



Mareike
Schneider

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