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Muldental

Daniela Krien

Daniela Krien schreckt nicht davor zurück, die großen Fragen des Lebens zu stellen und sie zu beantworten. Sie bewahrt ihre Charaktere nicht vor der nackten Wahrheit, sie lässt sie scheitern. Lässt sie aus der Bahn fliegen. Sie stolpern durchs Leben. Häufig fallen sie, manchmal bleiben sie liegen.

Muldental
Autor
Daniela Krien
Seiten
229
Verlag
Diogenes Verlag
Veröffentlicht
Februar 2020
€ 22,-

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Mareike
Schneider

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Ohne auch nur einen Hauch von Bitterkeit richtet sie den Fokus auf die Schattenseiten des Lebens. Und dabei handelt es sich nie um große, dramatische Biographien, im Gegenteil. Es geht um die ganz natürlichen, alltäglichen Wendungen, die einem Leben die Richtung geben.

Muldental ist eine Sammlung an Erzählungen über Menschen, die sich alle an einem Wendepunkt befinden. Krien wirft die Frage auf, wie viel man selbst, aus eigenem Antrieb, dazu beiträgt, wie sich das eigene Leben entwickelt. Entscheidet man eigentlich irgendetwas selbst? Sind es nicht letztlich immer die Umstände, die uns zu demjenigen machen, der wir nun mal sind?

Ein Buch, das diese Fragen aufwirft, in einer Zeit, in der vermeintlich jeder damit beschäftigt zu sein scheint, sich selbst ins rechte Licht zu rücken, in der uns der Achtsamkeitswahnsinn dazu treibt, den lieben langen Tag über uns selbst nachzudenken - das grenzt schon an einen Geniestreich.

Doch was muss eigentlich passieren, damit sich ein Leben grundlegend ändert?

Im Falle der „Muldentaler“ ist es das Ende der DDR. Die Wende, die nicht für alle die große Freiheit bereit hielt. Von heute auf morgen galt nichts mehr, was bis dahin den gesamten Wertekanon ausmachte.

Enteignung, Arbeitslosigkeit, Identitätsverlust. Auch das sind Folgen der Wiedervereinigung. Diese bekommen alle Protagonisten unmittelbar zu spüren.

Doch Daniela Krien versteht es, „ihre“ Leute ohne zu moralisieren und mit viel Fingerspitzengefühl nicht gänzlich untergehen zu lassen.

Bei ihrer Lesung aus „Die Liebe im Ernstfall“ erzählte sie uns, dass sich ihre Tochter immer ein Happy End für die Geschichten wünscht. Ohne dass es konstruiert wirkt, schafft es Krien, den Leser nicht hoffnungslos zurückzulassen und gibt ihren Protagonisten eine Perspektive an die Hand.

Sie erzählte uns auch, dass sie beim ersten Korrekturlesen manchmal ganze Passagen aus dem Manuskript streicht. Völlig unerschrocken löscht sie unwiederbringlich ganze Seiten. Sie ist überzeugt davon, dass der „Spirit“ des Gelöschten dennoch im Buch bleibt.

Ich glaube ihr das uneingeschränkt, es steckt immer so viel zwischen den Zeilen.

Genau für diese Art des Geschichten-Erzählens liebe ich Daniela Krien sehr. Sie schönt nichts, sie führt niemanden vor, sie beschreibt konsequent ehrlich. Sie lässt dem Leser Raum für eigene Gedanken.

Eine der Romanminiaturen in Muldental endet so abrupt, dass ich mehrfach die Seitenzahlen geprüft habe, ob nicht welche fehlen. Nach dem letzten Kapitel habe ich, ungelogen, direkt von vorne angefangen zu lesen. Muldental hat mich so sehr in seinen Bann gezogen, dass ich es noch nicht verlassen wollte.

Und das tolle in diesen unruhigen Zeiten, in denen man sich möglichst im kleinen Radius bewegen sollte: an die Mulde (https://de.wikipedia.org/wiki/Mulde_(Fluss) könnte man tatsächlich momentan in echt und in der Fantasie reisen und sich auf Spurensuche begeben ...

Diogenes Verlag, 240 Seiten, 22,00 Euro

Mareike
Schneider

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