Die Autorin Sandra Lüpkes hat den Nachlass der jüdischen
Familie Reiners gesichtet und daraus diesen packenden Roman vor dem
Hintergrund der deutschen Geschichte von 1925 bis 1936 geschrieben.
Der Leser verfolgt die Lebenswege der Schüler, die zweifelhafte Mutproben überstehen müssen, des Lehrer-Ehepaars Anni und Paul Reiners, die Freuden und Leid erfahren, und auch der resoluten Köchin Kea, die die größte Nebenrolle darstellt.
Spannend und packend, aber auch empathisch und empfindsam wird von Gemeinschaft, das Heranwachsen, dem Eiswinter 1928/29 und dem Aufkommen der Nazis, und deren Einfluss auf Schule und Lehrer, erzählt.
Eine weitere Sicht auf die Geschehnisse bietet Eduard Zuckmayer, der Bruder des Schriftstellers Carl Zuckmayer. Er ist Dirigent bzw. Konzertmeister und auf der Insel im Urlaub, als er die Schule entdeckt. Das Konzept gefällt ihm so gut, dass er als Musiklehrer bleibt. Er möchte eine Aufgabe, die ihn erfüllt und den Schülern, etwas bringt, anstatt Karriere zu machen.
Sandra Lüpkes schreibt wunderbar mitreißend, authentisch, in einer guten Mischung aus Dialogen und erzähltem Text. Sie baut historische Fakten und Personen sowie fiktive Erzählungen gekonnt in eine spannenden Geschichte ein. Hinter dem Aspekt der wahrer Begebenheiten und basierend auf Tatsachenberichten wirkt diese faszinierende Geschichte doppelt berührend. Die kleinen Anekdoten lockern das Geschehen trotz der Schwere und teils traurigen Stellen auf. Die hervorragende Recherche der Autorin macht das Gelesene mit jeder Zeile glaubwürdig.
Das war eine nachhaltige Lektüre für mich.
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